Ewiges Thema - wie laste ich meinen Hund aus? Von stundenlang neben dem Fahrrad herlaufen bis zum stupiden Ball werfen wird alles darunter verstanden, und auch mit dem Hund durchgezogen. Zum Teil mit unerquicklichen Folgen für den Hund. Das muss nicht sein. Ein paar Gedanken und Anregungen dazu in diesem Artikel.
Unter Auslastung des Hundes versteht man gemeinhin Beschäftigung, eine Bezeichnung, die mir mehr gefällt. Ich meine, auslasten tut man Maschinen, da kostet jede unproduktive Minute Geld, aber nicht Hunde bzw. Lebewesen im Allgemeinen. Das Angebot an hündischer Beschäftigungen ist groß, von Agility, über Unterordnung, Fährte, Treibball, Hooper’s Agility,…findet man eigentlich alles, was Hund und Mensch mehr oder weniger freudvoll und regelmäßig ausgeübt wird.
Sinn oder Unsinn von Auslastung
Natürlich stellt sich immer die Frage nach dem warum. Tatsächlich wurden die verwilderten Hunde der Toskana selten beim Agility beobachtet und auch Straßenhunde sind jetzt nicht täglich beim Dummytraining. Zuerst einmal gibt es ja das Bedürfnis „etwas zu tun“, auch bei unseren Hunden. Dieses Bedürfnis ist die Motivation, sich zu versuchen, Potentiale zu nutzen, Fähigkeiten weiterzuentwickeln. Aus Sicht von Alltagstauglichkeit sollte dein Hund die Gelegenheit haben, Selbstbewusstsein über Erfolge aufzubauen, Fähigkeiten wie Impulskontrolle und Frustrationstoleranz zu lernen, neue Aufgaben zu verarbeiten, hartnäckig an Problemlösungen zu arbeiten und auch kognitiv gefordert zu werden. Hinsichtlich der Bindung zwischen dir und deinem Hund fördert jede gemeinsame Beschäftigung das Vertrauen, verbessert die Kommunikation und ist echtes Teambuilding, natürlich nur, wenn ohne Zwang, Druck und aversiven Methoden gearbeitet wird.
Ein zweiter wichtiger Grund ist das Bedürfnis nach Abwechslung und Stimulation. Der ewig gleiche Trott kann auch unsere Hunde nerven. Und zu guter Letzt können auch Hunde Spaß und Freude empfinden, und im Sinne eines guten Miteinanders sollten wir tunlichst dafür sorgen.
Wie viel auslastung braucht mein Hund?
Wie so oft ist weniger mehr. Viele Verhaltensprobleme unserer Hunde sind die Konsequenz von viel zu viel, vor allem wenn es um aufregende Beschäftigung geht. Zu kurze Ruhephasen bei intensivem Training wie etwa beim Agility zusammen mit einem stressigen Alltag lassen natürlich den Stresspegel steigen. Ist die Beschäftigung deines Hundes also aufputschend, stressig, solltest du für ausreichend Erholung sorgen, die mit weniger Aufregung verbracht werden, ein ruhiger Spaziergang zum Beispiel. Ist dein Hund jetzt nicht aus einer Arbeitslinie sollten ein bis zwei Stunden abwechslungsreiche Beschäftigung pro Woche völlig reichen.
Wie kann ich meinen Hund auslasten?
Die passende Form der Beschäftigung hängt natürlich erst mal von der Rasse ab, denn zu einem Teil geht es ja um das Ausleben angeborener, also genetisch fixierter Verhaltensweisen. Klingt soweit nachvollziehbar, wenn es um Jagdgebrauchsrassen geht, aber was tun mit einem Herdenschutzhund? Einfach mal ausprobieren, vor allem Nasenarbeit wird gerne gemacht, auch wenn das jetzt nicht das Zuchtziel war. Suchspiele mögen sie alle, und hier kannst du richtig kreativ sein: Futterbeutel suchen im Wald kombiniert mit einer "Bleib"-Übung, oder Verlorensuche von einem Dummy, Quietschente suchen im Garten, Leckerli im Laub ....alles was den Hund fokussieren lässt und ihm ein Erfolgserlebnis beschert, passt.
Wenn ich wenig Platz habe oder das Wetter nicht passt?
Wer einen Garten, eine große Wohnung und viel Zeit hat, tut sich natürlich leicht, den Hund adäquat zu beschäftigen. Ist der Raum beengt, kannst du natürlich auch mit deinem Hund etwas tun, da bieten sich Geruchs-, Farb- oder Objektdiskriminierung. Oder farbige Ringe aufstapeln.
Einfachste Auslastung - der Spaziergang
Die wohl einfachste Beschäftigung für deinen Hund ist ein guter Spaziergang. Hast du also weder Zeit noch Lust jede Woche mit deinem Hund etwas zu trainieren, nimm dir dafür die Zeit, die es braucht und mache einen entspannten Spaziergang mit deinem Hund, wann immer es geht. Es geht dabei weniger darum, wie lange ihr unterwegs seid, sondern wie anregend, abwechslungsreich und befriedigend dieser Spaziergang ist. Natürlich kann es Sinn machen, wenn du immer wieder eine Aufgabe für deinen Hund einbaust, wie etwa den Futterbeutel suchen oder das 10-Leckerlispiel. Oder einfach mal sitzen und in die Landschaft schauen, gemeinsam etwas essen.
Parkour-achtsam voran
Eine Beschäftigung, die ganz besonders für Hunde geeignet ist, die so ihre Probleme im Alltag haben, sich nicht spüren und Zeit und Raum für Entwicklung benötigen, aber auch für Neugierige, die sich gerne ausprobieren: geführt durch dich lernt der Hund langsam und achtsam Hindernisse zu überwinden, zuerst einfache wie etwa am Boden liegende Reifen, dann schon mal einen halben Meter rauf über eine steile Rampe oder über Wackelbrücken, in ganz kleinen Schritten.
Es geht dabei nie um schneller, höher, weiter, sondern um „probier ich einfach mal“. Sich jedes Mal ein wenig überwinden zu müssen, durch deine Unterstützung an Selbstbewusstsein zu gewinnen (ICH kann) und bei jedem Training zu wachsen bringt deinen Hund vorwärts, gibt ein richtig gutes Gefühl von Selbstwirksamkeit, das ihr in den Alltag mitnehmt. Abgesehen von verbesserter Koordination und Beweglichkeit strengt das mehr an als wildes toben. Wer nicht wie ich das Glück hat, die Halle von ParkourDog in der Nähe zu haben, kann sich mit Hausmitteln selbst helfen, ob halb aufgeblasene Luftmatratze, Schachteln, Folie, Sessel - alles geht.
Mantrailing
Das Verfolgen einer menschlichen Geruchsspur ist wohl eine der tollsten Beschäftigungen für Hunde, sofern professionell angeleitet. Der Abwechslung sind keine Grenzen gesetzt, jeder Trail ist anders, die Nase wird eingesetzt wie von der Natur vorgesehen und Konzentrationsvermögen und Hartnäckigkeit sind Trumpf, um ans Ziel zu kommen. Ein guter Trainer findet immer eine dem Trainingsstand deines Hundes entsprechende Herausforderung, und so wird dein Hund und natürlich auch du bei jedem Trail besser.
Spannung, Abenteuer und das in der Natur, mit Gleichgesinnten, vielleicht noch an richtig tollen Orten - das kann was. Mantrailing können praktisch alle Hunde ausüben, unabhängig von der Rasse, Größe, Alter, Vorerfahrung. Doch Vorsicht, gute Trainer sind selten. Achte darauf, dass dein Hund seinen eigenen Trail bekommt, lass dir auch erklären, was das Lernziel ist und bestehe auf einer Analyse nach dem Trail.
Fazit
Alles in allem sollte der Spaß an der gemeinsamen Unternehmung im Vordergrund stehen, nicht dein Ehrgeiz. Schwierig manchmal, weil natürlich auch unsere Hunde immer mehr wollen, dennoch wieder - weniger ist mehr. Probier aus was deinem Hund Spaß macht, nimm dir jede Woche ein wenig Zeit dafür und hör auch auf dein Gefühl.
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